Kanada

Berg Lake Trail

Reiseblog - Weite Ferne, Kanada

Früh ging es am Mittwoch dann wieder ans Zelt abbauen, zu Ende packen, schnell einen Stop am Supermarkt machen und zurück zum Mount Robson Provincial Park. Das Auto abstelle, Rucksäcke aufsetzten und los gehts.

Wir hatten das perfekte Wetter! Blauer Himmel, freie Sicht auf Mount Robson, nicht zu warm und wäre Cavan nicht in den Fluss gefallen, wäre es ein perfekter Start gewesen. Ja, das Schild 'slippery' hat schon seinen Grund! Also neue Socken an und endlich geht es richtig los! Der erste Teil des Weges, verlief durch Wald zum Kinney Lake, der absolut windstill wie ein Spiegel vor uns lag. Der Berg Lake Trail ist einfach nur unglaublich! Alle paar Kilometer kommt ein absolut neuer Abschnitt. Wir sind durch Wald gewandert, über Brücken, durch Täler, steil bergauf, über Geröll, an unzähligen Wasserfällen und Gletschern vorbei und so unglaublich viel mehr! Ein Abschnitt führte 4km steil bergauf. Auf dem Hinweg kämpte ich mich mit meinem Rucksack hinauf, am nächsten Tag war ich kurz davor, mir die Füße abzuhacken und meinen Rucksack die Klippe runter zu schmeißen und mich auf den Boden zu setzten und die ganze Welt zu verfluchen. Bergab ist so viel schlimmer als hinauf. Mein ganzes Gewicht drückte auf meine Knie und Hûfte, plus der Rucksack mit Gepäck. Nach den vier Kilometern waren wir an den Emperor Falls. Unglaublich! Ein riesiger Wasserfall, der ins Tal stürzt. Oben an den Fällen, hatten wir 16km geschafft und noch 7km to go. Ich war müde und erschöpft. Fuer den letzten Teil habe ich lange überlegt, ob ich ehrlich sein soll oder es beschönigen und verschweigen soll, aber es gehört zu einer neuen Erfahrung für mich, die ich hier in Kanada gemacht habe und deswegen kommt hier die Wahrheit. Oder zumindest ein Teil davon. Die letzten Kilometer verbrachten wir high. Was unter anderem dazu führte, dass wir im dunkeln ankamen und falsch abbogen, aber dazu später. High wie wir waren, folgten wir dem Trail, bis mir auffiel, dass ich mich fühlte wie Frodo, der den Ring nach Mordor bringt. Cavan hatte eher beschlossen, er glaubt jetzt nicht mehr an Zeit, das ist eh alles Schwachsinn und so zogen Frodo und Sam(meine Version) oder Charlotte und Cavan, die nicht an Zeit glauben(Cavans Version) weiter durch die Rockies/Mordor. Für die nächsten Kilometer brauchten wir ewig, da wir andauernd grundlos stehen blieben. Aber wir hatten so unglaublich viel Spaß, dass es uns nicht wirklich störrte und die Natur war unglaublich schoen. So langsam setzte die Dämmerung ein und wir standen an einer Kreuzung. Und natürlich nahmen wir den falschen Weg, der uns in anstatt 800m in 2km zum Campingplatz führte. Irgendwann waren wir viel zu nah am Gletscher und mir fiel auf, dass da definitiv kein Campingplatz sein konnte. Also hiess es umdrehen und die schmerzenden Füße, Beine, Hüfte zurück zu motivieren. Cavans Kommentar, ich sollte doch etwas lärm machen, wegen der Bären machte das ganze nicht viel besser! Aber bald, ENDLICH, sah ich Licht und wir waren am Campingplatz Robson Pass angekommen. Im stockdunkeln sich auf einem Campingplatz irgendwo in der Wildnis zu orientieren war gar nicht so einfach und es dauerte eine Weile, bis wir die Bären sicheren Kontainer gefunden hatten, in denen wir Essen, Zahnpasta, etc verstauen konnten. Das Zelt wurde aufgebaut und endlich etwas warmes gegessen. Ich war so müde, dass ich eigentlich gar keinen hunger mehr hatte, stopfte aber ein bisschen was in mich hinein, bevor wir ins Zelt fielen und einschliefen. Vorher genossen wir noch den perfekten Sternenhimmel. Für August war es wirklich kalt, aber das ist hier wahrscheinlich in den Bergen einfach anders.Auf dem Hinweg hatten wir schon beschlossen, am naechsten Tag auszuschlafen und uns nicht zu hetzen, um rechtzeitig zur Gletscher Erkundung zurueck zu sein. Da unsere Campsite recht nah am Kochplatz war, wurden wir recht frueh geweckt, da die anderen Camper frueh unterwegs waren. Als erstes fiel mir der Schmerz auf. Ich konnte mich kaum regen. Meine Hueftknochen haben dicke blaue Flecken davon getragen und meine Beine fuehlten sich an wie zwei nutzlose Baumstaemme, nicht zu vergessen, die Blase unter meinem Fuss!Aber es half alles nichts, raus aus dem Zelt und versuchen, die Steifheit etwas loszuwerden. Der Ort an dem wir waren, liess mich die Schmerzen aber schnell vergessen. Umringt von Bergen, Fluessen und Wald und nichts anderem als Stille, erschienen die Schmerzen eher nebensaechlich, zumindest bis ich meinen Rucksack aufsetzen musste. Wir fruehstueckten in ruhe, machten Bekanntschaft mit den anderen Campern und packten unsere Sachen wieder zusammen und dann hiess es, 23km zurueck in die Zivilisation.Schon nach wenigen Schritten wurde mir klar, das wird ein harter Weg. Mein Koerper war muede und ich quaelte mich Schritt fuer Schritt vorwaerts. Uns wurde dann auch klar, WIE unglaublich langsam wir am Abend vorher gewesen waren. Am Berg Lake machten wir eine Pause, sahen aufs Wasser, hoerten dem Gletscher beim abbrechen zu und lasen, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Schnell waren wir an den Emperor Falls und mussten uns an den Abstieg machen, ueber den ich ja schon berichtet habe. Unten angekommen, machten wir eine lange Pause und kochten. Danach war ich erst recht muede und wollte mich nur noch im Zelt zusammen rollen und schlafen, aber wir hatten noch 11km vor uns.Irgendwie habe ich die dann auch noch geschafft und wir erreichten voellig muede und erschoepft, aber auch unglaublich gluecklich, das Auto. Leider war der anstregende Teil noch nicht vorbei. Da Cavan heute arbeiten muss, hatten wir noch den ganzen Weg nach Banff vor uns. Der Campingplatz wuerde laengst geschlossen haben und so schliefen wir bei einer Freundin von Cavan auf der Couch.In Japser machten wir Rast und stopften uns mit Burger und Pommes voll, bevor ich uns nach Banff fuhr, damit Cavan wenigstens etwas Schlaf bekommt, bevor er arbeiten muss.Der Berg Lake Trail war aufjedenfall eines der besten Erlebnisse, die ich bisher hatte. Auch wenn ich mich im Moment so gut wie gar nicht bewegen kann. So voellig in der Natur zu sein ist der Grund, warum ich hier nach Kanada gekommen bin!